„Wo ist die Zeit geblieben?“ – Ein Gefühl, das du kennst?
Vielleicht war es beim Schreiben, beim Kochen, beim Sport oder während eines inspirierenden Gesprächs: Du warst vollkommen im Moment. Ganz bei der Sache. Ohne Zeitgefühl. Ohne Druck. Ohne inneren Widerstand. Genau das beschreibt den sogenannten Flow–Zustand – ein mentaler Zustand, der nicht nur produktiv macht, sondern auch glücklich.
Auch ich kenne diesen Zustand. Beim Schreiben meiner Blogartikel oder beim Mentaltraining mit Klient:innen passiert es immer wieder: Ich bin voll fokussiert, die Gedanken fließen, die Zeit vergeht wie im Flug. Das ist Flow. Und das Beste daran: Man kann ihn aktiv fördern.
Was ist Flow?
Der Begriff Flow wurde vom Psychologen Mihály Csíkszentmihályi geprägt. Er beschreibt damit den Zustand völliger Vertiefung in eine Tätigkeit, bei dem äußere Reize ausgeblendet werden und die Person in ein Gefühl von Leichtigkeit und Energie eintaucht.
Dieser entsteht, wenn:
- die Herausforderung groß genug ist, um Fokus zu verlangen,
- aber nicht so groß, dass sie überfordert,
- und du gleichzeitig deine Fähigkeiten einsetzen kannst.
Hier meine Buchempfehlung: „Flow – Das Geheimnis des Glücks“ von Mihály Csíkszentmihályi
„Flow bedeutet, die perfekte Balance zwischen Herausforderung und Fähigkeit zu erleben."
Mihály Csíkszentmihályi

Neurobiologie des Glücks: Welche Hormone uns glücklich machen
Glück entsteht nicht zufällig, sondern hat auch eine klare neurobiologische Basis. Forschungen – unter anderem von Richard Davidson – zeigen, dass vor allem die linke vordere Gehirnhälfte eine wichtige Rolle bei positiven Emotionen spielt. Entscheidend sind dabei bestimmte Botenstoffe, die unsere Stimmung direkt beeinflussen:
Serotonin gilt als „Wohlfühlhormon“ und sorgt für innere Balance und Zufriedenheit.
Oxytocin, das sogenannte „Bindungshormon“, stärkt Vertrauen und soziale Nähe.
Endorphine wirken schmerzlindernd, steigern das Wohlbefinden und sind für das bekannte „Runner’s High“ verantwortlich.
Noradrenalin erhöht Aufmerksamkeit und Wachsamkeit und kann die Stimmung verbessern.
Phenylethylamin, auch „Verliebtheitshormon“ genannt, erzeugt Gefühle von Euphorie und Lust.
Diese Hormone zeigen eindrucksvoll: Glück lässt sich nicht nur spüren, sondern auch messen – und wir können es aktiv beeinflussen, indem wir Situationen fördern, die ihre Ausschüttung begünstigen.
Flow & Glück – Wie hängen sie zusammen?
Flow ist mehr als nur ein schönes Gefühl beim Arbeiten. Studien zeigen, dass Menschen, die regelmäßig Flow erleben, eine höhere Lebenszufriedenheit und Resilienz aufweisen. Der Zustand geht oft mit positiven Emotionen, innerer Motivation und Sinnempfinden einher – also genau den Bausteinen, die auch langfristiges Glück fördern.
Hier ein Video-Tipp zur Vertiefung:
Was hilft, um Flow im Alltag zu erleben?
- Finde deine „Flow-Tätigkeiten“
Welche Aktivitäten lassen dich die Zeit vergessen? Wobei fühlst du dich ganz bei dir? Das kann sehr individuell sein – von kreativen Prozessen über handwerkliche Tätigkeiten bis hin zu analytischen Aufgaben. Flow ist kein Zufall, sondern oft ein Zeichen dafür, dass eine Tätigkeit zu dir passt.
- Schaffe fokussierte Zeitfenster
Flow braucht Fokus. Multitasking und ständige Ablenkung machen es schwer, in diesen Zustand zu kommen. Plane bewusst „Deep Work“-Zeiten ein – auch wenn es nur 30 Minuten am Tag sind.
- Mach dir den Einstieg leicht
Starte mit kleinen, klaren Aufgaben. Sobald du im Tun bist, kann sich der Flow von selbst entfalten. Widerstand entsteht oft nur vor dem Start – nicht währenddessen.
- Optimiere die Schwierigkeit
Wähle Aufgaben, die dich fordern – aber nicht überfordern. Wenn etwas zu leicht ist, entsteht Langeweile. Wenn es zu schwer ist, entsteht Stress. Die „goldene Mitte“ ist dein Flow-Sweetspot.
Was Flow mit Mentaltraining zu tun hat
Auch im Mentaltraining spielt Flow eine wichtige Rolle. Es ist der Zustand, in dem Veränderung oft besonders tief wirkt. Gedankenarbeit, Visualisierung und Zielarbeit können dazu beitragen, Flow im Alltag gezielt zu kultivieren.
Beispiel aus der Praxis:
Viele meiner Klient:innen berichten, dass sie in einem Gespräch oder bei Übungen im Training „plötzlich alles um sich herum vergessen“. Das ist kein Zufall – sondern ein bewusst geförderter mentaler Zustand.